Help - Search - Member List - Calendar
Full Version: Lohnt sich eine Ausbildung zum Helipilot?
Helikopterfliegen.de - Forum > Hubschrauber > Ausbildung
tiefflieger
Hi,

vielleicht der x-te Thread zu diesem Thema, aber vielleicht kann mir jemand einen entscheidenden Tipp geben nicht den falschen Weg zu gehen.

Zu aktuellen Situation: Ich habe das 27. Lebensalter erreicht und bin aktuell als Maschinenbauingenieur angestellt. Mittlerweile 4,5 Jahre Berufserfahrung, Gehalt ist nicht schlecht, aktuell bei ca. 60k im Jahr. Mittlerweile spiele ich aber mit dem Gedanken, ob der Bürojob auf Dauer wirklich das Wahre ist. Es kehrt ziemlich schnell der Alltag ein und mir fehlt irgendwie die Abwechslung und die Herausforderung.

Ich schwebe schon länger mit dem Gedanken in Richtung Pilot zu wechseln. Nach langer Recherche ist der Gedanke schon fast wieder verpufft. Wenn schon würde ich es mir privat finanzieren. Der Weg über BW oder Polizei fällt für mich so ziemlich weg. Allein die Bereitschaft im Ausland eingesetzt zu werden sowie die ganzen Tests bei der Polizei. Man muss ja zusätzlich die Ausbildung zum gehobenen Dienst absolvieren was für mich nicht in Frage kommt. Folgende Fragen:

1. Leisten könnte ich mir die private Ausbildung, allerdings dauert es doch eine Ewigkeit bis erstmal die Ausbildungskosten wieder verdient sind? So gesehen ist der Beruf schon fast ein Hobby bis man mal wirklich richtig verdient? Da erreicht man doch locker das 40. Lebensalter?

2. Ich würde wenn schon gerne als Rettungspilot zur DRF oder ADAC und später eventuell im Gebirge fliegen. Wie hoch sind die Chancen dort genommen zu werden als Frischling? Die nehmen doch lieber erfahrene Abgänger vom Militär oder nicht?

3.Gehalt ist zwar nicht die Motivation zum Pilot, aber man kann damit leben oder?

4. Wie sind die Jobaussichten generell. Das Risiko, viel Geld in den Sand gesetzt zu haben und nachher keine Stelle zu finden ist doch ziemlich hoch?

5. Was macht man als Pilot wenn keine Einsätze sind, wie ist der Schichtdienst geregelt?

Besten Dank schon mal thumbs.gif
Spartacus
QUOTE(tiefflieger @ 10. März 2020, 22:16)
Hi,

vielleicht der x-te Thread zu diesem Thema, aber vielleicht kann mir jemand einen entscheidenden Tipp geben nicht den falschen Weg zu gehen.

...
*


Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Aussichten für Berufspiloten immer noch nicht rosig sind.

Da ich eines meiner Hobbies zum Beruf machen konnte, mit dem ich ein "vernünftiges" Einkommen erzielen kann, kann ich mir zum Glück die Helifliegerei als weiteres Hobby leisten.
- Medical nicht so anspruchsvoll
- Fliegen, wann und wohin man will, nicht muss
Hast Du darüber schon mal nachgedacht?

Hast Du überhaupt schon mal einen Schnupperflug gemacht?

Viel Erfolg

Spartacus
tiefflieger
Hi,

danke für die Antwort. Zum Schnuppferflug: Nein bisher noch nicht.

Was meinst du mit "Fliegen, wann und wohin man will, nicht muss"? Ist man da bei Unternehmen angestellt wie bspw. als nebenberuflicher LKW Fahrer? Kenne mich da noch nicht so aus.
Spartacus
QUOTE(tiefflieger @ 17. März 2020, 17:38)
Hi,

danke für die Antwort. Zum Schnuppferflug: Nein bisher noch nicht.

Was meinst du mit "Fliegen, wann und wohin man will, nicht muss"? Ist man da bei Unternehmen angestellt wie bspw. als nebenberuflicher LKW Fahrer? Kenne mich da noch nicht so aus.
*


Überleg doch mal, was passieren würde, wenn Du Berufspilot wirst:
Variante 1: Du bist irgendwo angestellt, musst also Aufträge fliegen. In der Zwischenzeit ist dann üblicherweise Maschinenwartung (putzen, aufräumen), Planung der nächsten Aufträge, etc. angesagt.

Variante 2: Du bist "Freelancer" und organisierst Deine Aufträge selbst. Auch dann kannst Du es Dir nicht leisten, nur das anzunehmen, worauf Du Bock hast. Und in der Zwischenzeit stehen Aquise, Verwaltung etc. auf dem Programm.

Als Privatpilot kannst Du Dir eine Maschine leihen (oder auch kaufen) und fliegen mit wem und wohin Du magst. Dafür zahlst Du dann natürlich den entsprechenden (minutengenau anteiligen) Stundenpreis für die Maschine und die jeweiligen Landegebühren, bist aber frei in Deiner Flugdurchführung.
Voraussetzung ist natürlich, dass an einem Flugplatz in Deiner Nähe auch Hubschrauber zum Chartern angeboten werden. Das rauszufinden ist nicht unbedingt leicht, weil es dafür keine zentralen Übersichten irgendwo gibt. Hinfahren und Fragen ist meist die beste Option.

Schönen Gruß

Spartacus
rusty
Hi Tiefflieger,

Aussichten als Helipilot sind nicht rosig. Im Forum findest du einen Beitrag von mir als ich in derselben Situation war und ich weiss wie schwierig es ist den ersten Schritt zu machen.

Ich habe mich dazu entschieden die Ausbildung in Sued Afrika zu machen und habe es bis jetzt nicht bereut, da ich die Kosten sehr gering halten konnte.

Ich habe den SACAA CPLH mit Instrument Rating und den EASA PPLH. Den EASA PPLH jedoch nur gemacht weil er von mir verlangt wurde fuer meine Heavy Drohnen Lizenz.

Irgendwie bin ich in die UAV (Unmanned Air Vehicle) - Schiene gerutscht und muss sagen geniesse es sehr. Meine Heli-Lizenzen behalte ich jedoch weiterhin Aufrecht, da diese sehr in Kombination mit den UAVs extrem hilfreich sind.
Ich sehe auch mehr und mehr dass der UAV Markt steigt und Business vom Helimarkt uebernimmt.

Ich fliege derzeit den Camcopter S100 und bereue nichts. Einerseits kann ich meinen Hunger nach dem Fliegen mit den Helikoptern stillen, durch das Aufrechterhalten der Lizenzen andererseits habe ich einen sicheren zukunftsorientierten Beruf mit den UAVs.

UAV Piloten sind sehr gefragt derzeit, speziell welche die Aviation Erfahrung haben wie zb. Lizenzen auf Hubschraubern und in mehreren Laendern.

Nur ein Beispiel, ich bin das letzte Jahr fuer die European Maritime Safety Agency in Kroatien mit dem UAV Kuestenpatroullien in zivilen Luftraum geflogen, habe dies aber nur duerfen weil ich einen CPLH besitze in Kombination mit der UAV Lizenz.
Derzeit fliege ich in der Ukraine fuer die OSCE und monitore den Waffenstillstand dort.


Sei auch nicht abgeneigt evtl. UAV Pilot zu werden. Dadurch dass speziell Hubschrauberpiloten hier sehr gefragt sind, uebernehmen die Firmen die Kosten fuer das Aufrechterhalten der Helikopterscheine, weil diese wissen nur dadurch bekommen sie den Zugang zu Auftraegen im zivilen Luftraum.

Weiters ist der Verdienst als UAV Pilot um einiges besser als fuer einen Helipilot im Allgemeinen. Mein Verdienst liegt beim 2,5-3fachen eines voll ausgebildeten Hubschrauberpiloten im Rettungsdienst. Natuerlich sind die Arbeitszzeiten jedoch auch andere, aber voll im Rahmen.

Was ich sagen will ist, wenn du wirklich willst, mach den Helischein und halte die Kosten so guenstig wie moeglich, es werden weitere Tore geoeffnet und die Ausbildung ist nicht umsonst.


LG, Rusty

Phil-HHA
Hi Tiefflieger,
hast du von dem Nachwuchsprogramm des ADAC gehört?

Die arbeiten seit diesem Jahr mit unserer Flugschule (Hillsboro Aero Academy) in den USA zusammen.
In der Vergangenheit wurden beim ADAC und dem DRF überwiegend Piloten von der Bundeswehr eingestellt, aber es gibt immer weniger die sich dazu eignen und laut den Vorhersagen des ADAC und DRF gehen in den nächsten 10 Jahren etwa 12-20 Piloten pro Jahr in Ruhestand, die alle ersetzt werden müssen. Du musst allerdings genug Flugerfahrung mitbringen, daher macht die Ausbildung in den USA sinn, wenn du dort auf einem F1 Visum bis zu zwei Jahre als Pilot arbeiten kannst.

Hier kannst du dazu etwas mehr lesen:
ADAC-Hillsboro Kooperation

Und es gibt zur Zeit auch jeden Monat kostenlose Webinars, bei denen du mehr zur Kooperation und der Ausbildung erfahren kannst.
Al S. Barrett
Danke rusty für die Ausführungen. Sehr interessant! Du hast übrigens ne private Mail 😉
rusty
da ich vermehrt Emails bekommen habe von Leuten die aufgrund meines Beitrages an UAVs interessiert sind bitte dies als allgemeine Antwort zu folgenden Fragen ansehen. Weiters spreche ich nur aus eigener Erfahrung und für das UAV Segment ab 200kg MTOM:

F.: Wo wird man zu einem UAV Piloten ausgebildet?
A.: Dadurch dass global die Behörden noch immer mit den Regularien für den kommerziellen Markt hinterherhinken und die bemannte Luftfahrt eine ziemlich große Lobbyistenbranche ist, gibt es soetwas wie Flugschulen noch nicht wirklich für das Gebiet. Es ist gerade das berühmte Henne/Ei Problem. Vereinzelt sprießen diese langsam aus dem Boden.
Deswegen wird man direkt von den UAV Herstellern am Besten ausgebildet. Das Ausbildungsprogramm der Hersteller basiert meist durch die Bank auf PPLH/A nur für UAVs adaptiert und ist oft noch zusätzlich mit ATC Themen versehen. Der Job mag zwar zeitweise körperlich nicht so anstrengend sein wie für einen manned Piloten, jedoch muss man um einiges mehr mit dem Gehirn arbeiten, da man sozusagen ATC und manned Pilot ohne "Seat of the Pants feeling" gleichzeitig ist. Es ist Cognitiv definitiv ein komplett anderes Level. Hat man Probleme als manned Pilot (zb. bei der Ausbildung), sollte mehrfach überlegt werden, ob man sich den Schritt zum AVO überhaupt antun will, da es nicht leichter wird (nur als Hinweis).
Man spricht auch nicht von Piloten sondern von AVO´s (Air Vehicle Operator)

Dh. bei der Jobsuche nach Operator suchen, welche bei den Herstellern ganz normal wie bei jedem Unternehmen unter Karriere zu finden sind und sich bewerben. Die Großen in Europa sind zb.: www.schiebel.at ; www.umsskeldar.aero für Helicopter...einfach googeln und gibt es für fixed wings genauso. Funktioniert im Prinzip immer gleich: Hersteller suchen und dann direkt dort bewerben.
Bzw. kann auch nach den Kunden der Hersteller gesucht werden und auch diese Kontaktieren, weil genau die sich auf das operative Geschäft konzentrieren und ebenfalls oft nach AVO´s suchen.

F: Was kann erwartet werden wenn man ausgebildet ist?
A: Gleich mal das was die meisten Interessiert (leider). Es ist normal ein Einstiegsgehalt als Neuling von mind. 4000€Brutto/Monat hier in Europa zu bekommen, jedoch VORSICHT es wird fast immer Selbstständigkeit gefordert. Weiters ist es auch stark abhängig wo und wie lange man Eingesetzt wird und wieviel Erfahrung jemand hat, da kann sich die Summe schon schnell verfünfachen und funktioniert meist nach dem High Risk/ High Reward Prinzip. Man spricht bei solchen Verträgen dann nicht mehr von einem Monats, sondern Jahresgehalt. Ein Neuling der in einer sicheren Gegend wie Europa fliegt, wird nicht soviel bekommen wie ein erfahrener AVO welcher möglicherweise in Kriegsgebieten unterwegs und ständig mit Emergencies konfrontiert ist...sollte logisch sein.
Einsatzzeiten sind meist 2 Monate Arbeiten / 1 Monat frei (kann auch unbezahlt sein, kommt auf die Verträge an), kann auch 2 Wochen ON / 2 Wochen OFF sein, auf jedenfall darf örtliche Flexibilität kein Hindernis sein.

VORSICHT ebenfalls bei der Familienplanung, nur so als Hinweis wink.gif

Hoffe die meisten Fragen für mögliche Interessenten beantwortet zu haben.

lg Rusty
This is a "lo-fi" version of our main content. To view the full version with more information, formatting and images, please click here.
Invision Power Board © 2001-2024 Invision Power Services, Inc.