TIEFENBRONN.Wo kommt nur aus heiterem Himmel dieser Sturm her? Und warum macht er soviel Krach? Das mag sich das Eichhörnchen fragen, das vorsichtig auf den Waldboden am Tiefenbronner Würmhang herunter klettert, um mal einen Blick zu riskieren. Es sieht erst mal Gelb: Einen großen Bagger, der alle zwei Minuten Kalk-Granulat in einen weißen Behälter füllt. Darüber steht knapp über den Baumwipfeln der Hubschrauber Hans Kleinekes. Und dessen Zwölf-Meter-Rotoren sind es, die im Wald so viel Wind machen.

"Der Kleine fragt sich jetzt auch, warum es heute im Wald so laut ist", grinsen die Mitarbeiter des Staatlichen Forstamts Pforzheim. Das Tier trifft nach seinem Beobachtungsausflug die Entscheidung, seinem Baum treu zu bleiben und nicht zu fliehen.

Tiefenbronner vorgewarnt

Anders als das Eichhörnchen sind andere Waldanwohner vorgewarnt worden. Stundenlang kreist der Helikopter schließlich nahe am Tiefenbronner westlichen Ortsrand. "Wir haben zweimal bekannt gegeben, worum es geht", sagt Bürgermeister Friedrich Karl Sämann und hofft deshalb, dass das Telefon im Rathaus nicht den Nachmittag über dauerklingelt. Die Nähe zu den Wohnhäusern und zur Seehausstraße ist der Grund, warum das Forstamt für die Waldkalkung am Würmhang auf den Hubschrauber setzt. Denn Piloten wie Hans Kleineke schaffen es, den Kalk sehr zielgenau auf den Waldboden regnen zu lassen. Ohne Staubärger für Anwohner oder Autofahrer. Aber gibt es keine Probleme mit unvorsichtigen Spaziergängern? Nein, meint Peter Bastian, dessen Firma "Waldbast" die Kalkung für das Forstamt durchführt. Erstens sind die Warnschilder weiträumig an Waldwegen aufgestellt. Und selbst im Fall des Falles: "Das würde sich anfühlen wie ein starker Regen", sagt Bastian, "und das Material ist ganz natürlich."

Freilich: Gutes tut der Kalk erst mal dem Waldboden selbst. Der ist nämlich sauer, haben Proben des Forstamts im Januar ergeben: mit pH-Werten zwischen 3,5 und 4,5. Die Versauerung sei Resultat von Säuren in der Luft, die Menschen verursacht haben und die die Waldbäume herausfiltern. So beschreibt es Forstamtsleiter Fritz Kramer. Die Schadstoffe werden dann im Boden abgelagert. Ein echtes Gesundheitsrisiko für Bäume, die gegen Attacken von Schädlingen oder die Gewalt von Stürmen anfälliger werden.

Tonnenweise Granulat

Zur Kur dienen allein am Tiefenbronner Würmhang acht Lastzüge voller Kalk-Granulat. Ziemlich genau drei Tonnen davon lässt Hans Kleineke auf jeden der 130 Hektar Wald dort regnen. Und das bedeutet Hubschrauber-Runden im Zwei-Minuten-Takt. Der Helikopter hat den Trichter für den Kalk am langen Seil. Er bringt ihn immer wieder punktgenau auf den Waldboden, wo der Bagger Schaufel um Schaufel Kalk hinein rutschen lässt. Ein eingespieltes Team.

Trotzdem dauert es, bis die acht Lastzug-Ladungen im Wald verschwunden sind. Solange das Licht reicht, kreist der Helikopter. Heute soll der erste Abschnitt der Kalkung beendet werden, schätzt Dieter Krail vom Forstamt. Dann geht es mit dem Hubschrauber über dem Roßberg im Staatswald weiter. In zwei Wochen wird in den abgelegeneren Waldgegenden in dem Bereich der Kalk als Staub vom Boden aus verblasen. Billiger. Aber eben deutlich ungenauer. Außerdem hofft Fritz Kramer dann auf starken Regen. "Sonst kann das aussehen wie Neuschnee", sagt er.

Quelle: pznews.de