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Full Version: Seilbahn Unglück in Sölden
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Admin
Zum schrecklichen Seilbahnunglück in Sölden vom September liegt jetzt das technische Gutachten vor. Demnach hat ein Defekt das Öffnen des Lastenhakens am Hubschrauber verursacht.

Fehlschaltung durch Defekt
Der Pilot des Unglückhubschraubers von Sölden, der Anfang September beim Überfliegen der Seilbahntrasse einen Betonkübel verloren hatte, der auf eine Gondel fiel, hat den Auslöser nicht betätigt. Das geht aus dem vom Verkehrsministerium in Auftrag gegebenen Gutachten hervor.

Vielmehr löste ein Metallspänchen eine Fehlschaltung aus. Es kam zu einer Art Kabelbrand, der Lastenhaken am Hubschrauber öffnete sich und der Betonkübel fiel auf die Gondelbahn und riss diese aus der Verankerung.

Neun Tote
Bei dem Unglück sind neun Kinder und Jugendliche aus Deutschland ums Leben gekommen, sie wurden teilweise aus den Gondeln geschleudert.

Wartung nach Vorschrift
Das jetzt vorliegende Gutachten entlastet den Tiroler Hubschrauberpiloten und laut Ministerium auch die Helikopterfirma Knaus. Denn es seien sämtliche Wartungsarbeiten am Fluggerät laut Vorschrift durchgeführt worden, heißt es.

Derzeit sei das Gutachten auf dem Weg zum Ministerium und zur Innsbrucker Justiz, hieß es im Verkehrsministerium.

Erleichterung bei Knaus
Für den Chef der Salzburger Hubschrauberfirma Roy Knaus bringt das Gutachten trotzdem nur wenig Erleichterung. "Es macht es erträglich, bringt aber den Hinterbliebenen nichts, das darf man nicht vergessen. Wir müssen schauen, dass so etwas nicht mehr passiert. Ich bin aber froh, dass der Pilot und das Unternehmen schuldlos sind."

Pilot soll wieder fliegen
Roy Knaus will den Unglückspiloten von Sölden, Markus Jäger, wieder fliegen lassen. Jäger werde ab Dezember mit einer Maschine unterwegs sein.

Die bisherigen Vermutungen seien durch das Gutachten bestätigt, meinte Knaus. Bei ihm seien zwei Maschinen des Typs Lama betroffen gewesen. Bei beiden Hubschraubern sei unmittelbar nach dem Unglück der Schalter getauscht worden, in dem durch Abrieb der fehlerhafte Impuls ausgelöst worden war.

Weltweit seien etwa 1.000 Maschinen des französischen Herstellers betroffen, vermutete der Hubschrauberchef. In Österreich verfüge neben einem Mitbewerber auch das Bundesheer in den Alouette-III und Alouette-IV Maschinen über derartige Schalter. Dort habe man mittlerweile bei Untersuchungen ähnliche Effekte festgestellt, berichtete Knaus.

Pilot: "Vorzeitiges Weihnachtsgeschenk"
Pilot Markus Jäger (35) freute sich über das technische Untersuchungsergebnis. Seine Vermutungen des technischen Gebrechens hätten sich bestätigt. "Für mich ist das ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk, der Nachgeschmack der Toten aber bleibt", sagte Jäger.

Bitterer Nachgeschmack
Ihm sei "ein Riesenstein vom Herzen gefallen", als er über die Medien vom Ergebnis der Untersuchungen erfahren habe. "Ich habe gewusst, dass es ein technischer Fehler sein muss, weil ich weder gedrückt noch gefunkt habe", beteuerte Jäger.

Für ihn bleibe trotzdem die Frage, warum ausgerechnet ihm das passieren habe müssen. Würde man genau oberhalb der Seilbahn mit dem Betoncontainer stehen bleiben und versuchen, das Seil zu treffen, hätte man vermutlich gar keine Chance, meinte der Pilot. "Aber auf das Warum gibt es keine Antwort, da kommt man auf keinen grünen Zweig", sagte Jäger.

Quelle: orf.at
Benno
Staatsanwaltschaft klagt Piloten an
Die Innsbrucker Staatsanwaltschaft hat am Montag im Zusammenhang mit dem Unglück von Sölden Anklage gegen den Hubschrauberpiloten erhoben. Sie wirft ihm fahrlässige Gemeingefährdung vor.


Schwarze-Schneid-Bahn überflogen
Wie der zuständige Staatsanwalt Wilfried Siegele mitteilte, werfe die Anklage dem Piloten vor, entgegen der Verordnung des Luftverkehrsbetreiberzeugnisses und des Betriebshandbuches der Hubschrauberbetreiberfirma die Schwarze-Schneid-Bahn überflogen zu haben.


Kein Rechtsmittel gegen Strafantrag
Gegen den Strafantrag gebe es kein Rechtsmittel. Die unmittelbare Folge sei die Verhandlung vor Gericht.



Laut Staatsanwalt sei die Ursache nur soweit klar, dass man dem Piloten nicht nachweisen könne, dass er selbst ausgelöst habe

Prozesstermin steht noch nicht fest
Benno
Erster Verhandlungstermin gegen den verantwortlichen Piloten ist der 22.06.2006 von 8:30 Uhr bis 17:00 Uhr im Landesgericht Innsbruck
dave76
In den letzten Monaten konnte ein Mediations-Verfahren die verhärteten Fronten zum Aufeinander zu gehen bewegen.

Auch wenn Ausmaß und die Dynamik eine ganz andere waren, denke ich bei solchen Unfällen an den Vorfall von Cermis im Fleimstal, wo ein US-Kampfjet im Übungsflug zu tief kam, das Seil kappte und eine voll besetzte Gondel in die Tiefe stürzte. Dazu gibt es die Protokolle der Enquete-Kommission der italienischen Abgebordneten-Kammer in deutscher Sprache.
Benno
QUOTE(dave76 @ 26. Juli 2007, 10:02)
In den letzten Monaten konnte ein Mediations-Verfahren die verhärteten Fronten zum Aufeinander zu gehen bewegen.


Bei dem Seilbahnunglück von Sölden fanden neun Menschen den Tod und 9 weitere wurde verletzt, 5 davon schwer und 2 lebensgefährlich. Ich war einer der beiden, weiß also, wovon ich rede und mutmaße nicht.


Das in den Medien erwähnte Mediationsgespräch wurde von der Seilbahngesellschaft initiiert und betraf nur 3 Familien, die bei dem Unglück ihr Kind verloren hatten. In den Mediationsgesprächen ging es der Seilbahngesellschaft darum, daß die Eltern ihre gegen die Seilbahngesellschaft laufende Klage zurücknehmen gegen Zahlung eines angemessenen Geldbetrag als Schockschmerzensgeld. Schockschmezensgeld ist eine Geldleistung, die den Eltern für den bei Verlust eines Kindes erlittenen Schock gezahlt wird. Zunächst waren die Eltern mit dem von der Versicherung der Helikopterfirma angebotenen Betrag nicht einverstanden und ihr Innsbrucker Anwalt erhob Klage gegen die Seilbahngesellschaft. So etwas ist geschäftsschädigend für die Seilbahngesellschaft, weil es das Medieninteresse weckt. Deshalb lud sie die Eltern zu diesem Mediationsgespräch ein. Schließlich bot die Versicherung der Helikopterfirma durch einen bei den Mediationsgesprächen anwesenden Vertreter einen höheren Geldbetrag und die Einigung war erzielt.

Keiner der 9 Verletzten und auch nicht die Ehepartner der 3 getöteten Erwachsenen war zu den Mediationsgesprächen geladen. Warum? Von den 9 Verletzten hat keiner gegen die Seilbahn Klage erhoben und für die Seilbahngesellschaft war abzusehen, daß sich die Ehepartner der 3 getöteten Erwachsenen in Anbetracht der Unterhaltsansprüche ihrer zu Halbwaisen gewordenen Kinder bei den Mediationsgesprächen nicht mit einem Butterbrot abspeisen lassen.

So ging es in den Mediationsgesprächen um einen Gesamtbetrag von unter 50.000 Euro, die dann letztlich die Versicherung der Helikopterfirma übernahm. Die Seilbahngesellschaft gab dann die Ente über den Erfolg der Mediationsgespräche werbewirksam an die Medien.
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