Nicht-Milionäre, die schon immer mit dem eigenen Helikopter den städtischen Stau überfliegen wollten, können Hoffnung schöpfen: Eine US-Firma hat einen Mini-Hubschrauber konstruiert. Der "Airscooter" wird wie ein Motorrad gesteuert und soll kaum mehr als eine Mittelklasse-Limousine kosten.

Manchmal lohnt auch ein Blick in die Vergangenheit, um vorwärts zu kommen. Woody Norris orientierte sich an keinem Geringeren als Igor Sikorsky, dem Konstrukteur von einem der ersten flugfähigen Hubschrauber. "Sikorskys ursprüngliches Helikopter-Konzept basierte auf einem koaxialen Design", sagt Norris, seines Zeichens Erfinder.

Nun bauten auch Norris und seine Kollegen einen Helikopter, der ebenso wie das Sikorsky-Fluggerät keinen Haupt- und Heckrotor, sondern zwei Hauptrotoren übereinander trägt. Allerdings ist der "Airscooter" der gleichnamigen US-Firma kein tonnenschweres Ungetüm, sondern ein Mini-Fluggerät, kaum größer und teurer als ein Mittelklasse-Auto.

"Wir haben das Koaxial-Design in ein modernes Leichtgewicht-Flugzeug verpackt, das intuitiv zu steuern ist", sagt Norris. Das mag zunächst verwundern, denn für intuitive Steuerung waren Hubschrauber bisher nicht gerade bekannt. Die instabilen Fluggeräte gehören zu den größten Herausforderungen für Piloten, denn beim üblichen Design mit Haupt- und Heckrotor braucht man beide Arme und Beine, um den Helikopter überhaupt in der Luft zu halten. Mit der linken Hand wird der Auftrieb, mit der rechten die Neigung kontrolliert. Der Heckrotor, der für die Drehung des Hubschraubers verantwortlich ist, wird über zwei Pedale gesteuert.

Im Vergleich dazu soll der "Airscooter" so leicht zu bewegen sein wie ein Zweirad. Tatsächlich hat der Pilot nicht mehr als eine Art Motorradlenker vor sich. Ein Dreh am Gasgriff lässt das Gefährt in die Höhe steigen, für Vorwärts- und Rückwärtsflug wird der Lenker nach vorn und nach hinten, für Richtungsänderungen nach rechts und links bewegt. Pedale gibt es keine, da der Koaxialrotor einen Heckrotor überflüssig macht.

Der rund zwei Meter breite, knapp vier Meter lange und dreieinhalb Meter hohe Zwerghubschrauber knattert nach Angaben der Hersteller mit maximal 100 Kilometern pro Stunde über die Lande. Der 19-Liter-Tank soll für rund zwei Stunden reichen.

Das entspräche einem Durchschnittsverbrauch von etwa zehn Litern Tankstellen-Benzin. Nachdem die "Airscooter"-Ingenieure erfolglos nach einem Viertaktmotor mit 50 bis 75 PS Leistung gesucht hatten, beschlossen sie kurzerhand, einen eigenen zu bauen. In zweijähriger Entwicklungsarbeit hat der neuseeländische Rennmotor-Spezialist Pearson einen leichten Zweizylinder-Motor konstruiert, der 65 PS bei einem Gewicht von nur 40 Kilogramm freisetzt. Betankt wird der Motor nicht mit teurem Flugbenzin, sondern mit gewöhnlichem Sprit von der Tankstelle.

In den USA besitzt der "Airscooter" einen weiteren Vorteil, der leider nicht für Deutschland gilt: Dank seines Gewichts gehört er zur Klasse der Ultraleichtflieger. Und für die braucht man in den USA nicht einmal einen Flugschein, geschweige denn eine offizielle Landebahn.

Quelle: Spiegel-Online