QUOTE(donleone @ 09. Februar 2010, 19:45)
ich bin grad in einer scheiß phase weil helipilot doch schon seeehr lange mein großer traum ist aber was ich hier zu lesen bekomme drückt die freude darauf.
Ich sehe gerade ihr seid in der gruppe pilots... wie habt ihr denn euren schein gemacht?
die garantie für einen job bekomme ich leider überhaupt nicht, wenn ich jetzt ein studium anfange (bin 21) kann ich auch gut 50.000 in den sand setzen, es gibt genug die nach ihrem studium keinen job bekamen.
es ist einfach keine leichte entscheidung, deshalb bin ich mir auch nicht sicher. ich bin ja für jeden tipp dankbar und nehme ihn auch ernst.
ich habe das glück, dass meine eltern mir die ausbildung bezahlen. meine frage an euch: würdet ihr in meinem fall nach amerika gehen und die ausbildung bei hillsboro machen?
****
Servus Don
Ich bin zwar kein Pilot, beschäftige mich aber seit 3-4 Jahren intensiv mit dem Thema.
Momentan ist die Ausgangslage für frische Piloten ziemlich übel. Kann man in den gängingen internationalen Foren und hier alles nachlesen. Kaum offene Stellen für Fluglehrer, Zahlen der Flugschüler rückläufig etc.. Desweiteren haben alle grossen Firmen, bei denen Neulinge unter 1000 Stunden in Europa sonst gut unterkommen können (Offshore-Bereiche, sprich Bristow, CHC, BOND; die Ölflieger halt :-)), Einstellungsstop. In den USA gibts noch Bedarf für Piloten. Firmen, welche im Golf von Mexico für die Ölindustrie fliegen (wie PHI, ERA, Air Logistics) und die grossen Unternehmen für Rundflüge (HeliUSA, Maverick, Temsco, ERA, Papillon) haben aber im Vergleich zu vor ca. 2 Jahren die geforderten Flugstunden hochgeschraubt und um in den Staaten zu arbeiten brauchst du sowieso ein Visum, welches man als ausländischer Hubschrauberpilot nur sehr schwer bekommt. Bei der momentanen Lage wohl fast unmöglich. Rettungshubschrauber kannst du dort wie in Europa eh nur mit mind. 1500 bis 2000 Flugstunden fliegen, kannste also die ersten Jahre auch vergessen.
Die realistischsten Chancen hat man wohl über die USA-Route. Nach der Ausbildung als Fluglehrer arbeiten, dann versuchen bei einer USA-Firma unterzukommen oder weltweit einen Job finden oder einen Job als Copilot zu ergattern (geht i.d.R. aber nur mit Instrumentenflugberechtigung; Kosten dafür in Europa > 30.000 Euro; einzige Chance ist hier die Offshoreindustrie in den Niederlanden, Norwegen, England, Schottland; oder halt weltweit wo Öl gefördert wird). Es ist zu sagen dass die Offshore-Hubschrauberbetreiber in Europa in den letzten Jahren die geringsten Anforderungen an die Flugstunden der Bewerber gestellt haben. Ab 500 Flugstunden hatte man teilweise gute Chancen rund um die Nordsee. Die grosse Hürde hier ist und war aber immer das sehr teure Instrumentenrating (IR), welche in Europa mit mind. 30.000 Euro zu buche schlägt. Allerdings sind die Verdienstmöglichkeiten und Karrierechancen bei den europäischen Offshore-Fliegern auch sehr gut (verglichen mit z.B. Golf von Mexico in den USA). Aber wie gesagt, die Firmen stellen alle momentan nicht ein.
Es geht jedoch auch wenn man die Ausbildung in Europa macht. Allerdings kannst du nicht erwarten dass du nach der Ausbildung in Europa sofort ins Cockpit kommst. I.d.R. arbeitest du erst mehrere Jahre als "hangar rat" (Flughelfer, Putze, Mädchen für alles) und in der Zeit darfst du ab und an mal ne Flugstunde machen. Nach ein paar Jahren bekommst du evtl. ne Chance für ne Pilotenanstellung. Eine Fluglehrerausbidlung ist hier auch sehr sinnvoll. Problem ist allerdings dass du hinterher fast auf die Kosten kommst welche du für die USA-Route + JAA (Europäisch) Instrumentenrating kommst. Und viel Geld wirst du als Hubschrauberpilot in Deutschland nicht (verglichen mit internationalen Standards) verdienen. ADAC ist mit 60.000 Euro brutto (bleiben netto monatlich für einen Single ca. 2300 Euro) der Top-Verein.
Zum Thema Studium....
Na sicher ist auch ein Studium nicht umsonst. Allerdings hast du hinterher immer die Chance dich selbständig zu machen, es also selbst in die Hand zu nehmen. Nehmen wir mal an du studierst etwas in Richtung BWL. Klar, studieren ewig viele Leute. Aber der Bedarf ist auch sehr hoch. Jedes Jahr werden Zehntausende Jobs für BWLer ausgeschrieben in allen Fachrichtungen.
Die Chance hier einen Job zu bekommen ist recht hoch, einfach weil der Bedarf eben hoch ist. Jedes Popelunternehmen kann studierte BWLer gebrauchen und braucht sie auch. Und der Vorteil hier ist, du brauchst für die Einstellung nicht Tonnen von Erfahrung (verglichen mit der Hubschrauberindustrie) vorzuweisen um zum Interview eingeladen zu werden. Ausserdem bist du nicht um 100.000+ Euro ärmer und kannst im schlimmsten Fall immer noch die Flucht in die Selbständigkeit antreten. Als Pilot kannst du nicht einfach nen Heli kaufen (ok, ich weiss nicht wieviel Geld du oder deine Eltern haben ;-)) da die Preise für einen vernünftigen Turbinenhubschrauber bei mehreren Hunderttausend Euro erst losgehen. Von den Anlauf- und Betriebskosten ganz zu schweigen.
Du hast nach dem Studium keine Jobgarantie, das ist schon klar. Allerdings sind die Chancen deutlich höher, nach ein paar Wochen oder Monaten einen Job zu finden, als in der Hubschrauberbranche (sofern du etwas studierst, für das es einen Markt gibt). Es gibt Leute die haben Jahre gebraucht um den ersten Pilotenjob zu finden. Manche geben nach einiger Zeit ganz auf.
Ich bin eigentlich ganz froh dass ich nicht, wie geplant, im Mai diesen Jahres bei Bristow in Florida anfange. Ich hab die Sache erstmal auf Mai nächstes Jahr geschoben. Das hatte bei mir aber nur zweitrangig mit der Wirtschaftskrise zu tun.
lg